Solange wir Menschen nicht ganz befreit, nicht vollständig durchlichtet sind, gibt es eine Wahrheit, die uns alle verbindet: Wir sind geprägt.
Geformt von Geschichten, Ängsten, Erwartungen.
Und diese Prägung wirkt – nicht zufällig, nicht bewusst, sondern automatisch.
Unsere Reaktionen sind oft nicht frei, sondern vorherbestimmt durch Muster, durch das, was wir gelernt haben zu zeigen – und zu verbergen.
Vor allem dann, wenn andere uns sehen. Denn nichts macht uns verletzlicher als der Blick eines anderen.
So tragen wir in Begegnung unsere Masken wie Kleider, die uns schützen. Und oft zeigen wir nur das, was wir kontrollieren können. Doch was, wenn wir gemeinsam einen Raum schaffen, in dem alles
gezeigt werden darf – auch das Unfertige, das Verletzte, das Rohe?
Ein solcher Raum entsteht, wenn Menschen sich mit der Absicht versammeln, wirklich zu sehen. Und gesehen zu werden.
Wenn der Kreis zu einem Ort wird, in dem das Innere sich zeigen darf, ohne korrigiert zu werden, aber auch ohne beschönigt zu werden.
Wo das, was aufsteigt, gespiegelt wird – nicht aus Verurteilung, sondern aus Liebe zur Wahrheit.
Und Verurteilung kann in einem solch offenen Prozess passieren, und ist dann ebenfalls ein Schatten, den es zu sehen und zu würdigen gibt.
Was dennoch meistens gilt: andere sehen uns klarer als wir selbst, besonders wenn wir uns im Schatten bewegen. Wenn jemand dann, im gemeinsamen Bemühen um Achtsamkeit und mit offenem Herzen, auf
dieses unnatürliche Schutzverhalten hinweist – steht der Mensch im Zentrum vor einer Schwelle.
Wird er sich verteidigen, die Maske fester ziehen, sich abwenden aus Angst vor Entblößung? Oder wird er sich öffnen, weich werden, und die aufsteigenden Gefühle durch sich hindurch fließen
lassen?
Wenn er letzteres wagt, geschieht etwas Großes: Der Schatten wird nicht bekämpft, sondern angenommen. Nicht korrigiert, sondern umarmt.
Nicht gewaltsam verändert – sondern solange liebend gesehen und gewürdigt, bis im Fokus "innerer Ausrichtung" Transformation geschehen kann.
Und durch diese Liebe beginnt sich etwas zu lösen. Der Griff der Identifikation lockert sich. Energie wird frei. Frei für neue Möglichkeiten, für Wahrheit, für das, was jenseits des Musters
wartet.
Solch eine Gruppenarbeit ist kein therapeutisches Arrangement im klassischen Sinn – es ist eine Einladung zur existenziellen Selbsterfahrung. Und sie betrifft nicht nur den Menschen im Zentrum –
sie betrifft uns alle in diesem Kreis. Denn wenn einer gesehen wird, fühlen sich alle gesehen. Wenn einer zittert, zittern wir mit.
Wenn einer loslässt, atmen wir alle auf.
Der Verstand jedoch beginnt zu flüstern: „Bin ich der Nächste?“
„Bin ich entlarvbar?“ „Was sehen die anderen wirklich in mir?“
Diese Gedanken gehören dazu.
Sie sind Teil des Feldes, das wir gemeinsam betreten. Und deshalb braucht es Mut. Und Absicht. Die klare Entscheidung: „Ja, ich will mich berühren
lassen.
Ich will sehen, was in mir lebt – auch wenn es wehtut. Denn nur so finde ich zu dem zurück, was ich wirklich bin.“
Ein solcher Prozess bringt dich – wenn du dich wirklich einlässt – auf eine neue Stufe des Lebendigseins. Er macht dich nicht „besser“ im äußeren Sinne, sondern wahrhaftiger. Und in dieser
Wahrhaftigkeit liegt Frieden, Freude, Liebe. Um in dieses tiefe gemeinsame Feld einzutreten, braucht es mehr als Worte. Es braucht Verkörperung. Ankommen im Jetzt.
Was fühle ich gerade? Wie atme ich? Wo ist mein Körper?
Der Verstand spinnt Geschichten. Er flieht in Vergangenheit und Zukunft, verpackt Gefühle in Narrative, die wir schon hundertmal gehört haben. Doch der Körper ist immer da. Er lügt nicht.
Deshalb begleiten diese Gruppenprozesse auch körperorientierte und musikalische Übungen. Wir begegnen uns in Bewegung, in Stille, in
Blicken.
Und wir geben unserer inneren Welt Sprache – mit Hilfe zweier Weisheitswege:
dem System der Gene Keys nach Richard Rudd und der Arbeit mit einem prozessorientierten System aus den 22 Hohen Arkanen des Tarot.
Diese Weisheitsspiegel helfen, tiefer zu verstehen, was geschieht – innen wie außen. Und sie erinnern uns:
Wahrheit ist nicht, was wir wissen.
Wahrheit ist, was wir bereit sind zu fühlen.
...und für diejenigen, die es etwas analytischer verstehen wollen: